Was meinen wir, wenn wir über queere Ausstellungen sprechen? Stehen hier queere Biographien einzelner Künstler_innen im Vordergrund? Oder geht es um die Sichtbarmachung queererThemen oder sogar um groß angelegte Überblicksdarstellungen, die sich durch eine sexuelle Differenz zum übergreifenden theoretischen und historischen Rahmen definieren?
Das internationale Symposium, organisiert von der Ruhr-Universität Bochum und dem Museum Folkwang, richtet sich sowohl an Kulturschaffende, Künstler_innen, Kurator_innen und Wissenschaftler_innen als auch an Studierende und wird die Geschichte, die Bedingungen für sowie die Rezeption vonqueeren Ausstellungen beleuchten.
Museale Ausstellungen, die das Thema Sexualität bzw. Gender behandeln, sind nach wie vor als „junge“ Erscheinung zu bewerten, die ihren Ursprung in den frühen 1980er Jahren hat. Bis heute sind queere Ausstellungen – mit kaum 50 Realisierungen weltweit – ein eher seltener Gast an Institutionen und auch in vielen westlichen Ländern weiterhin umstritten.
Queere Ausstellungskonzepte sind mit den soziopolitischen Fortschritten in den Debatten um queere Bürgerrechte verknüpft und damit Teil regionaler wie nationaler Politik. Ein flüchtiger Blick auf die Geschichte dieser Ausstellungen lässt erkennen, dass ein solches Makrophänomen wie queere Bürgerrechte notwendige Bedingung für das Entstehen queerer Ausstellungen darstellt. Denn diese sind gleichermaßen von zahlreichen Einflussfaktoren abhängig – angefangen von den unterschiedlichen Positionen innerhalb der Kunst und deren Marktwert über Finanzierungsmittel, Förderer, das Engagement einzelner Personen und Personenkreise bis hin zu museumsinterner Kultur und Struktur. Weitere Faktoren bei der Realisierung queerer Ausstellungen sind Tendenzen der zeitgenössischen Kritik, theoretische Paradigmen sowie die Vorstellungen der Künstler_innen selbst. Kurzum: Mit dem Aufkommen des queeren Kuratierens hat sich eine kritische Perspektive eröffnet, durch die wir die vielen divergierenden Kräfte beobachten können, die zeitgenössische Museumsausstellungen strukturieren und möglich machen.
Im Gegensatz zum klassischen Thema der „Minderheit“, bei dem um Repräsentation und Demographien gestritten wird, ist diequeere Präsenz in der Kunstwelt weder marginal noch neu. In der Tat sind queere Künstler_innen bereits in den Museen präsent;queeres Personal ist zudem von zentraler Bedeutung für die Konzepte und die Durchführung einschlägiger Ausstellungen. So stellt sich im Kunstbetrieb nicht die Frage nach der physischen, sondern vielmehr nach der diskursiven Präsenz queerer Akteure, d.h. danach, wie queerness definiert wird oder wie häufig sich darauf bezogen wird.
Zentrales Thema der Tagung wird daher nicht nur die Geschichte queerer Ausstellungen sein, sondern ebenso der brisante Diskurs, der durch queere Ausstellungen entstanden ist.
Sprecher_innen
Birgit Bosold, Vorstandsmitglied Schwules Museum*, Berlin
Thom Collins, Direktor Barnes Foundation, Philadelphia
Julia Friedrich, Kuratorin Museum Ludwig, Köln
Amelia Jones, Kunsthistorikerin und Kuratorin, University of Southern California
Jonathan Katz, Kunsthistoriker, University at Buffalo, und freier Kurator
Simon Martin, Direktor Pallant House Gallery, Chichester
Fiona McGovern, Kunsthistorikerin, Berlin
Maura Reilly, Geschäftsführerin National Academy Museum & School, New York
hier geht’s zum Programm:
queer exhibitions/queer curating